Als Rafael Kubelik 1982 Mahlers zweite Symphonie dirigierte, war er 68 Jahre alt. Seit seiner Studioeinspielung des Werkes für die ‚Deutsche Grammophon’ waren über 12 Jahre vergangen. Und das hört man auf sehr interessante Weise. An Farben hat Kubeliks Mahler nichts verloren, wohl aber an Schärfe und Feuer. Die Intensität des Ausdrucks liegt in dieser Interpretation anderswo: der Atem wechselt zwischen Ruhe und Unruhe, zwischen Angst und Schrecken und vertrauensvollem Glauben. So zeugt Kubelik eine ergreifende Zweite voller überraschender Momente, besonders was die Dynamik anbelangt. In seinem Bemühen um eine derart differenzierende Spielweise wird der Dirigent vom Symphonieorchester des BR und den beiden herausragenden Solistinnen denkbar gut unterstützt.