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| 3/2017 (Mai/Juni) | Ingo Samp | 1. Mai 2017
Ganz schön schräg diese CD und ganz schön gewagt noch dazu! Und hier sind beide Aussagen absolut positiv gemeint, denn das Ensemble Salaputia BrassMehr lesen
Ganz schön schräg diese CD und ganz schön gewagt noch dazu! Und hier sind beide Aussagen absolut positiv gemeint, denn das Ensemble Salaputia Brass präsentiert eine innovative und interessante CD – eine Einspielung, die gleich modern und somit »ganz schön schräg« beginnt! So macht die »Brass Symphony« von Daniel Schnyder vom ersten Ton an Lust auf viele neue tolle Blechbläserwerke in einer exzellenten Aufnahme dieses noch recht jungen Ensembles. Mit »Sounds of Evolution« bringen die zwölf Musiker ihre erste CD in großer Besetzung heraus. Gegründet wurde Salaputia Brass vor zehn Jahren in der klassischen Quintettbesetzung mit zwei Trompeten, Horn, Posaune und Tuba von fünf Musikern, die sich im Bundesjugendorchester kennengelernt hatten. 2011 wurde die Besetzung erweitert, sodass Salaputia Brass heute mal als Quintett, mal in großer Besetzung mit je vier Trompeten und Posaunen, Horn, Tuba und (bei vielen Stücken mit) Schlagzeug auftritt. Das Dutzend macht ein Wechseltrompeter komplett. Nach einer ersten CD mit beiden Besetzungen 2011 ist diese Einspielung nun das eigentliche Debüt-Album der großen Besetzung von Salaputia Brass.
Mittlerweile können die einzelnen Musiker wie auch das Ensemble auf zahlreiche Erfolge zurückblicken. Die meisten spielen in Orchestern wie dem Gewandhausorchester Leipzig, dem Philharmonischen Orchester Hamburg, dem Gürzenichorchester Köln, dem Konzerthausorchester Berlin, dem hessischen Staatsorchester Wiesbaden oder den Augsburger Philharmonikern. Das Ensemble gibt regelmäßig landesweit begeisternde Konzerte, war zu Gast beim Schleswig-Holstein-Musik-Festival und konnte auf dem Mozartfest Würzburg das Publikum in seinen Bann ziehen. Das Repertoire kennt wie bei fast allen Blechbläserformationen kaum Grenzen und umfasst Werke von der Renaissance bis zur Moderne. Das Besondere am Repertoire dieser CD ist jedoch, dass das einzige »alte« Werk hierbei nur drei Jahre zählt und nicht speziell für Salaputia Brass komponiert wurde. »Sounds of Evolution« beinhaltet demnach acht moderne Werke, davon sieben Auftragskompositionen für das Ensemble, zudem sind alle Werke zugleich Welt-Ersteinspielungen – interessant, gut gemacht und innovativ! Zugleich ist der Tonträger auch unterhaltsam, gespickt mit vielen virtuosen Passagen und einem beeindruckenden Zusammenspiel der Musiker. Die Tuba groovt hervorragend und sorgt – häufig mit den Drums – für den nötigen Drive. Neben den renommierten Komponisten Daniel Schnyder und Derek Bourgeois ist auch Peter Dörpinghaus, Gründungsmitglied des Ensembles, zu erwähnen, der sich selbst und seinen Kollegen vier Bagatellen auf den Leib geschrieben hat, die nicht nur aufgrund der interessanten Satzbezeichnungen aufhorchen lassen: vier originelle kleine Stücke für ein Ensemble, das zunächst mit einem sehr homogenen Klang aufwarten kann und im Finale sehr filigran und virtuos zu Werke geht! Stets wird hörbar, dass sich die Musiker bestens verstehen – musikalisch und offensichtlich auch persönlich. Mal klingt es sehr homogen, bei fast barock anmutenden Passagen, die im nächsten Augenblick mit interessanteren modernen Harmonien ergänzt werden; mal brillieren sie im Stil einer klassischen Bigband, beim nächsten Werk meistern sie locker afrikanische Rhythmen, spielen Funk a la James Brown, oder überzeugen mit lateinamerikanischem Drive.
Den Abschluss bildet »I got Rhythm«, einer von Gershwins ganz großen Erfolgen. Hier ist es kein x-beliebiges Arrangement des Klassikers, sondern eine originelle, perfekt gespielte Fantasie aus der Feder von Ingo Luis, der sich bereits mit vielen Arrangements einen hervorragenden Namen erarbeitet hat. Die nächste Produktion von Salaputia Brass ist bereits auf dem Markt. Hier wird das Ensemble unterstützt vom Trompetensolisten und Jazzsänger Jeroen Berwaerts – eine ebenso vielversprechende wie spannende Kombination!
Ganz schön schräg diese CD und ganz schön gewagt noch dazu! Und hier sind beide Aussagen absolut positiv gemeint, denn das Ensemble Salaputia Brass