Rezension
Pizzicato 12/2000 | Rémy Franck | December 1, 2000
Todes-Symphonie
Wie schon in den Symphonien Nr. 1 und 5, die dieser Neunten vorausgingen, zeigt sich Raphael Kubelik auch in diesem Konzertmitschnitt wieder als herausragender Mahler-Dirigent.
Es ist schon aufregend, wie er den ersten Satz der 9. Symphonie mit seinen Todesahnungen so überaus zerklüftet darstellt. Auch das Täppisch-derbe des Ländlers wird bestens zum Ausdruck gebracht. Die Rondo-Burleske kommt sehr burschikos daher und in der Dezidiertheit der Musik, positiv zu wirken, wird dann doch deutlich, dass das alles nur erzwungene Fassade ist, Galgenhumor, wie es Mengelberg formulierte. Der etwas stockende Beginn des letzten Satzes schließlich reißt uns sofort in die Weit des Abschieds zurück, die diese Symphonie wohl für Mahler bedeutete. In einem enormen Kraftakt lässt Kubelik Mahler im Adagio mindestens zehn Mal sterben. Selten ist mir dieser Satz so unter die Haut gegangen wie in dieser Aufnahme. Selten ist langsames Sterben musikalisch überzeugender und packender dargestellt worden als in dieser exzeptionellen Interpretation.