Rezension Badische Zeitung 18.11.2003 | Heinz W. Koch | November 18, 2003 ... Wie spezifisch, ja wie radikal sich Gielens Mahler ausnimmt, erhellt...
... Wie spezifisch, ja wie radikal sich Gielens Mahler ausnimmt, erhellt schlagartig, wenn man Rafael Kubeliks dreieinhalb Jahrzehnte alte und vor einer Weile wiederveröffentlichte Einspielung dagegenhält.
Eine gehörige Überraschung gab’s schon einmal – als nämlich die nie veröffentlichten Münchner Funk-„Meistersinger“ von 1967 plötzlich zu haben waren. Jetzt ist es Gustav Mahlers drei Jahre später eingespieltes „Lied von der Erde“, das erstmals über die Ladentische geht. Es gehört zu einer Mahler Gesamtaufnahme, die offenbar vor der rühmlich bekannten bei der Deutschen Grammophon entstand. Zumindest bei den hier behandelten Sinfonien Nr. 3 und Nr. 6 war das der Fall. Beim „Lied von der Erde“ offeriert das Symphonie-Orchester des Bayerischen Rundfunks, dessen Chef Kubelik damals war, ein erstaunlich präsentes, erstaunlich aufgesplittertes Klangbild, das sowohl das Idyllisch-Graziöse hervorkehrt wie das Schwerblütig-Ausdrucksgesättigte mit großem liedsinfonischem Atem erfüllt – eine erstrangige Wiedergabe.
Auch die beiden 1967/68 erarbeiteten Sinfonien erweisen sich als bestechend durchhörbar. Vielleicht geht Kubelik eine Spur naiver vor als die beim Sezieren der Partitur schärfer verfahrenden Dirigenten wie Gielen, bricht sich, wo es geht, das ererbte böhmische Musikantentum zumindest für Momente Bahn. Da staunt einer eher vor Mahler, als dass er ihn zu zerlegen sucht. Wenn es eine Verwandtschaft gibt, dann ist es die zu Bernstein. Das Triumphale der „Dritten“, das Nostalgische an ihr wird nicht als Artefakt betrachtet, sondern „wie es ist“: Emotion zur Analyse. ...
(aus einer Besprechung mit den Mahler-Interpretationen Michael Gielens)
Eine gehörige Überraschung gab’s schon einmal – als nämlich die nie veröffentlichten Münchner Funk-„Meistersinger“ von 1967 plötzlich zu haben waren. Jetzt ist es Gustav Mahlers drei Jahre später eingespieltes „Lied von der Erde“, das erstmals über die Ladentische geht. Es gehört zu einer Mahler Gesamtaufnahme, die offenbar vor der rühmlich bekannten bei der Deutschen Grammophon entstand. Zumindest bei den hier behandelten Sinfonien Nr. 3 und Nr. 6 war das der Fall. Beim „Lied von der Erde“ offeriert das Symphonie-Orchester des Bayerischen Rundfunks, dessen Chef Kubelik damals war, ein erstaunlich präsentes, erstaunlich aufgesplittertes Klangbild, das sowohl das Idyllisch-Graziöse hervorkehrt wie das Schwerblütig-Ausdrucksgesättigte mit großem liedsinfonischem Atem erfüllt – eine erstrangige Wiedergabe.
Auch die beiden 1967/68 erarbeiteten Sinfonien erweisen sich als bestechend durchhörbar. Vielleicht geht Kubelik eine Spur naiver vor als die beim Sezieren der Partitur schärfer verfahrenden Dirigenten wie Gielen, bricht sich, wo es geht, das ererbte böhmische Musikantentum zumindest für Momente Bahn. Da staunt einer eher vor Mahler, als dass er ihn zu zerlegen sucht. Wenn es eine Verwandtschaft gibt, dann ist es die zu Bernstein. Das Triumphale der „Dritten“, das Nostalgische an ihr wird nicht als Artefakt betrachtet, sondern „wie es ist“: Emotion zur Analyse. ...
(aus einer Besprechung mit den Mahler-Interpretationen Michael Gielens)