Fono Forum | 1/1999 | Herbert Glossner | 1. Januar 1999
Bach erster Klasse
Auch wenn der Titel „Pathos und Freude“ auf den ersten Blick allzu populär wirkt – die Ausführungen über die barocke Affektenlehre im BeiheftMehr lesen
Auch wenn der Titel „Pathos und Freude“ auf den ersten Blick allzu populär wirkt – die Ausführungen über die barocke Affektenlehre im Beiheft machen das mehr als wett. So kundig der Organist selbst dieses Begriffspaar anhand der eingespielten Werke erläutert und die 1995 von Jürgen Ahrend vorzüglich restaurierte Wagner-Orgel (1740/41) im Nidaros-Dom des norwegischen Trondheim vorstellt, so untadelig ist auch sein Spiel auf diesem erlesen klingenden Instrument.
Nicht gehetzt, nicht schleppend, aber mit „drive“ widmet er sich den überlegt miteinander korrespondierenden Eckwerken, der c-Moll-Passacaglia und dem Es-Dur-Präludium samt deren imposanten Fugen, in denen der Baß mit Posaune 16' wunderbar zeichnet. Spielerische Leichtigkeit kommt im d-Moll-Concerto nach Vivaldi und der ersten Triosonate Es-Dur, auch sie in den Tonarten auf den Kontext abgestimmt, zur Geltung. Und wenn schon kein Bach-Recital ohne Choralbearbeitungen auskommt, so dokumentiert Martin Sander mit dem dorischen Grundcharakter der alten Adventsmelodie „Nun komm', der Heiden Heiland“ noch einmal die harmonische Stringenz des ganzen Programms.
Bei so vielen Vorzügen fallen kleine Schönheitsfehler kaum ins Gewicht, beispielsweise der klanglich nicht recht gelungene Übergang vom zweiten zum dritten Teil der Es-Dur-Fuge.
Auch wenn der Titel „Pathos und Freude“ auf den ersten Blick allzu populär wirkt – die Ausführungen über die barocke Affektenlehre im Beiheft